Hi Mike,
Erst mal danke für Dein qualifiziertes und auch für einen Laien gut verständliches und nachvollziehbares Feedback !!!
Indirekte Systeme und Steppermotoren weisen also gewisse Gemeinsamkeiten auf. ZB dass Steigungsfehler oder toter Gang voll in den Messwert eingehen. Wenn durch Herstellungsfehler Deine Kugelrollspindel statt 10mm 10,003mm Steigung aufweist, dann beträgt der Fehler beim Verfahren um 1000mm bereits 0,3mm; zum Vergleich ein hochwertiges Lehrenbohrwerk weist bei dieser Aktion einen Fehler < 10µm auf. Dies gilt gleichermassen für indirekt und Stepper; direkte Syteme sind also in der Genauigkeit besser, und dies auch aus thermischen Gründen: so ein Glasmasstab lässt sich besser vor Erwärmung schützen als eine Kugelrollspindel.
Leuchtet mir voll ein.
Und ist der Grund, warum ich bei meinem Slider-Prototyp Proof of Concept Slider – Open Source Ecology - Germany die Schrittweitenbestimmung vornahm (die von den 1.25mm bei M8 abwich) , indem ich das Ding 1m weit fahren liess und dabei per Elektronik die Schritte gezählt habe, und dann rechnerisch die Schrittweite bestimmt habe. Da mir leider kein anderes Messswerkzeug als ein Zollstock (plus Augenmaß) zur Verfügung stand, habe ich diesen Versuch etwa 10 mal wiederholt und die Ergebnisse dann gemittelt. Da mir klar ist das dieses Verfahren der Genauigkeit extrem abträglich ist (Zollstock !) habe ich mich gefragt,wie das wohl bei den Profis gehandhabt wird. Dank Mikes Erklärung mit den direkten Positioniersystemen seh ich nun etwas klarer. In dem Zusammenhang @Mike, die Frage, gibt es auch andere Messsysteme die über einen Range von 1000mm oder länger gehen und mit denen man sowas ermitteln könnte ? Ich meine, bis ca. 15mm komm ich miot meiner Messlehre (bis 0.1mm) gut klar, aber vielleicht gibt ja auch was für längere Systeme, also etwa sowas wie ein definierstes "Ur-Meter in Kombination mit einer Messuhr (bis 0.01mm).
Übrigends, als ich die Teile für Generation 1 UniproKit (von Hand!) gebohrt habe, habe ich ein in gewisser Weise ähnliches Verfahren eingesetzt, d.h., anstatt des Glasmasstsabes hatte ich eine Schablone (ein Winkelprofil mit gebohrten Löchern,. welches am Schlitten befestigt war. Diese wurde manuell stets um ein Loch weiter positioniert und mit einem genau passenden Pinöckel fixiert. (Näheres dazu plus ein paar Foddos vielleicht demnächst mal als Hand-Tool-Jig)). Der Pinöckel passte dabei sehr genau, d.h., 5mm Loch und das andere Ende eine 5mm Bohrers als Pinöckel. Der Schlitten war ebenfalls seeeehr stramm eingestellt (und von daher wahrscheinlich ebenfalls sehr genau; ich hatte anschliessend Sehnenscheidenentzündung, weil es eines geiwssen Kraftaufwandes bedurfte, um den Schlitten jeweils ein Loch weiter zu positionieren. Und die Strammheit des Schlittens war über Schrauben manuell einstellbar.) Leider war dies alles mehr oder weniger für die Katz, da ich die Schablone von Hand angezeichnet und gebohrt habe. Ich bin aber der Überzeugung das die letzendlich resultierende Ungenauigkeit mehr oder weniger ausschliesslich (oder zum grössten teil) von der Ungenauigkeit der Schablone herrührt, der Rest ist glaubich ok. D.h., mit andern Worten, hätte man eine genaue Schablone wäre der rest ebenfalls ziemlich genau. Diese Betrachtungsweise ist aber andererseitrs quasi obsolete, da ich Gen2 des UniproKits GARANTIERT nichtmehr von Hand bohren werde !!! (das war einzig und allein dem unmittelbar bevorstehenden Messe-termin geschuldet!).
Ein weiterer Grund ist, dass grosse Werkzeugmaschinen mit sehr langen Verfahrwegen, etwa lange Drehmaschinen, grosse Fräsmaschinen, Plattenbohrwerke etc. keine Gewindespindeln benutzen, weil das über 3-4m Länge schwierig und über etwa 10m völlig unmöglich wird. Dort werden dann Ritzel und Zahnstange verwendet, und ein Drehgeber/Stepper am Ritzel wird wegen des Spiels so ungenau, da kannst Du auch einen Zollstock nehmen.
Bleiben also nur direkte Positionsmesssysteme in solchen Fällen.
Über Zahnstange hatte ich neulich auch mal kurz nachgedacht, in anderem Zusammenhang (wie kann man mit Rerap bis zu ca. 2m Profile erstellen) und das dann aber gleich verworfen, wg. dem genannten Spiel.
Aber davon abgesehen, das ist nicht meine Baustelle. Der Bereich, der mich interessiert ist 100mm (Circuit-Mill) bis 1000mm (UniproKit-Profile) und ev. darüber hinaus noch 2000mm (Torch-Table).
Tonnenschwere Gantrys und Mehrspindelbohrer sind dabei erstmal noch nicht vorgesehen obwohl ich zugebe, das dies zum einen im Hinblick auf OSE-US, die mit wesentlich schwereren Materialien hantieren, aber zum anderen auch um die grundlegende Richtung zu kennen, ein durchaus relevanter Hinweis ist.
Ein weiterer Grund sind die nötigen Kräfte und Leistungen, vor allem wenn entweder schwere Maschinenteile oder Werkstücke senkrecht bewegt werden müssen. So ein Querbalken einer grossen Portalfräsmaschine (ich meine keine Käsefräse > > ) wiegt viele Tonnen und wenn der mit Eilgang von 3-6 m/min aufwärts bewegt werden soll, brauchst Du Vorschubmotoren mit vielen kW Leistung. Gleiches gilt etwa für den Spindelstock von Plattenbohrwerken etc.
Gibt es Stepper, die dieses Drehmoment bei solchen Drehzahlen aufbringen können?
Nein, zumindest im billig erschwinglichen Bereich. 10 bis 12 Nm ist für mich hier die Obergrenze. Aber andererseits ist dies auch nicht mehr meine Liga.
Und von einem Eilgang bis 6000mm/min wage ich in meinen kühnsten Träumen nicht zu träumen
Der OSE Torch Table arbeitet mit Steppern und OSE gibt hierfür Genauigkeiten von 0,4-0,5mm an. Industrielle Hersteller geben den Fehler ihrer Maschinen mit Servos mit etwa 0,05mm an. Das macht das OSE-Produkt nicht unbrauchbar, aber es arbeitet halt schlechter und in manchen Anwendungsfällen werden Werkstücke, die von der OSE-Maschine kommen, nachgearbeiet werden müssen.
Was man als No-Go betrachten könnte!
Und, wenn die schon 0.5mm als Topleranz angeben, dann liegts wahrscheinlich mehr im Bereich des Doppelten
Ich hoffe, das reicht erstmal als Erläuterung zu Steppermotoren in CNC-Maschinen
Mike
Danke, das war sehr erhellend !!!
Jetzt aber zum Eingemachten, bzw. dem, was ich daraus für mich gelernt bzw. rausgezogen habe.
Wenn ich das richtig verstehe, dann liegt das Problem hauptsächlich in der Positionsbestimmung.
Würdest Du sagen, das ein Steppermotor, wenn in Kombinbation mit einem direkten Positionierungssytsem, durchaus imstande wäre, gute (imSinne von genaue) Ergebnisse zu produzieren ? (von tonnenschweren Gantrys mal abgesehen).
Und zweitens, nur mal so aus Neugier gefragt, ich bin hochgradig erstaunt, das man einen Kilowatt-schweren Servo so genau abbremsen kann. Ist dies nicht mit einem immens hohen Aufwand verbunden, bzw. würdest Du sagen (oder zugeben) das hier ein Steppermotor vorteilhaft sein könnte (wenn denn mit einem direkten Positioniersystem kombiniert) ?
Gruss, Case