Vision für (Dorf)-Gemeinschaft

Könnte folgender Vorschlag für unsere sozialen Beziehungen stehen?

Vorschlag für eine verbindende Vision

G e m e i n s c h a f t
Verbindender Hintergrund unserer Vision ist der gemeinschaftliche Einsatz für das Wir, um für jeden Beteiligten einen Raum zu gestalten, in dem er seine persönlichen geistig-spirituellen und praktischen Wege gehen kann. Durch ein bewusstes Ich, das seinen Platz einnimmt, kann ein gemeinsames Wir geschaffen werden.

V i e l f a l t
Wir haben kein geistiges, politisches Dogma oder theoretische Glaubensvorgaben irgendwelcher Art. Wir erkennen in dieser Vielfalt gleichzeitig - jeder auf seine Weise - eine geistige Wirklichkeit an, die größer ist, als unsere ganz persönliche.

A l l - L e a d e r
Wir versuchen die Fähigkeiten anderer und unsere eigenen anzuerkennen und mitzutragen. Wir verbinden uns mit unseren Mitmenschen, in einem natürlichen Gefüge - das beweglich und lebendig ist. In diesem Bewusstsein wandelt sich Mangeldenken und Bedürftigkeit in Fülle.

B e z i e h u n g s - u n d K o m m u n i k a t i o n s k u l t u r
Wir entscheiden uns, wirklich in Beziehung zu gehen. Wir kommunizieren offen und aus dem Herzen heraus. Wichtig sind uns achtsamer Umgang, Wahrhaftigkeit, Gewaltfrekeit und Verbindlichkeit. Uns ist bewusst, dass Worte und die Art ihres Ausdruckes Formen schaffen. Wir wählen daher eine Konsenskultur für Entscheidungen, hören lieber zu, als auszuschließen und versuchen Inhalt auch stehen zu lassen, ohne ihn zu verändern.

V e r a n t w o r t u n g
Jeder trägt Verantwortung für sich und die Gemeinschaft. Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft zur Selbstreflexion. In Achtung und Respekt leben wir als Teil der Natur. Unser Wirken verbindet Altes mit Neuem.

Ö k o n o m i s c h e T r a n s f o r m a t i o n
Wir wollen solidarisch wirtschaften - für die Menschen. Wir sehen Arbeit als Ausdruck unserer tiefen inneren Essenz, für- und miteinander. Im Füreinander entwickelt sich unser soziales Sein, im Miteinander unsere Kraft und Kreativität. Wir erkennen daher auch die wesentliche Bedeutung von sozialen und künstlerischen Projekten. Wir wollen Grund und Boden wieder der Allgemeinheit zugänglich machen.

abgeleitet aus den Werten und Visionen der Gemeinschaft Schloss Tempelhof, reduziert und verändert an den Stellen die mir dort problematisch erscheinen
Hermann

Hallo Hermann,

vieles daran gefällt mir. Nur mit einem Satz tue ich mir sehr schwer:

Wir wollen Grund und Boden wieder der Allgemeinheit zugänglich machen.

So wie das formuliert ist, ist das eine potentiell diversem Missbrauch Tür und Tor öffnende Formulierung.

Da sind zB die afrikanischen Pastoralisten, weil in Afrika Weideflächen und Wald immer noch weitgehend als Gemeineigentum angesehen werden. Da wird dann in einer Dürre, anstatt den Viehbestand ordentlich zu reduzieren, das Vieh auf alle Flächen losgeschickt, wo noch ein paar Grasbüschel übrig sind. Natürlich weiss ein afrikanischer Viehzüchter, dass er damit die Weide ganz zerstört. Ist ihm aber egal, weil, wenn er es heute nicht tut, dann treibt morgen sein Nachbar das Vieh dahin zum Grasbüschel ausrupfen. Siehe das Buch: Simmons, Tragedy of the Commons.
Also eine Art von Gemeineigentum, wo jeder verantwortungslos mit umgehen kann, ist nicht wünschenswert.

Und auch Gemeineigentum an Grund und Boden in Form von Staatseigentum muss ich nicht haben. Mir reicht das Ausmass an Ineffizienz, Umweltzerstörung und Untedrückung in den kommunistischen Ländern. Experiment muß man nicht wiederholen.

Deshalb find ich diesen einen Satz höchst problematisch. Ein Prinzip von OSE ist für mich auch eine Dezentralisierung von Verfügungsgewalt über Ressourcen. Das steht in krassem Widerspruch zu einem Staatseigentum an Boden; und Grund und Boden als jedermann zur Bedienung frei zur Verfügung stehend würde auch nicht gut gehen. OSE verkündet zwar die „post scarcity economy“, nur Boden kann man nicht produzieren.

Mike

@ Mike: Ja , damit sprichst Du den Satz an, bei dem auch ich mir überlegte ihn ganz rauszunehmen weil er eigentlich einer längeren Erklärung bedarf. Gemeint ist damit keinesfalls eine Verstaatlichung. Grund und Boden sollte niemand als Privateigentum gehören, man sollte ihn höchstens besitzen, in dem Sinne dass man ihn (vorübergehend) nutzt und damit aber auch die Plicht hat, ihn zu hegen und pflegen! Grund und Boden sollte jedenfalls zukünftig nicht mehr gehandelt, also ge- und verkauft werden und damit auch der Spekulation entzogen werden.
In der „Tragik der Allmende“ wird eine unzureichende unverstandene Commonspraxis beschrieben die so fast nie vorkommt. Commons brauchen Regeln - und diese funktionieren auch ganz gut, wie Elinor Ostrom an zahlreichen Beispielen belegt hat.
Hermann

Ich werde hier so nach und nach Texte die mit Gemeinschaft(sbildung) zu tun haben einstellen. Einfach zur Info und zur Diskussion: Quelle: KommFrei
Miteinander leben
Andere mit dem Herzen sehen
Eine wichtige Rolle im Gemeinschaftsleben spielt für uns das zwischenmenschliche Miteinander.
Schon jetzt in der Gründungszeit verbindet uns ein achtsamer, offener, vertrauensvoller Umgang, sowie der Mut, unseren Freuden und Ängsten einen Raum zu geben. Wir üben uns immer wieder darin, Konflikte konstruktiv anzugehen und diese als Chance für die Arbeit an uns selber zu begreifen - Herzenswärme und gegenseitige Wertschätzung helfen uns dabei. Das alles hört sich sehr groß an, aber wir akzeptieren auch unsere Unvollkommenheit und freuen uns auf die weitere gemeinsame Entwicklung.
Wir alle möchten in und mit der Natur leben und trotzdem kein Inseldasein führen.
Wir sehen in dem solidarischen Zusammenleben, welches wir anstreben, eine verbindliche Zukunftsperspektive.
Wir teilen eine Weltanschauung, die darauf beruht, dass das Leben aus mehr besteht als dem, was zu sehen und zu hören ist und wir beziehen diese, real oft nicht fassbaren Kräfte in unser Leben mit ein.

Politisches Selbstverständnis (KommFrei)
Wir sehen uns als Teil des Globalen Systems und erkennen zunehmend, dass es in seiner Gewinn- und Machtorientierung einer menschlichen und gerechten Lebensweise entgegensteht. Die Wechselwirkung von Macht und Entmündigung der BürgerInnen hat zu den heute bestehenden ökologisch und gesellschaftlich schwierigen Verhältnissen geführt. Wir haben durchaus einen Nutzen von diesen Strukturen. Wir verstehen, dass alleinige Kritik an den weltweiten Systemen wenig bewirkt.

Durch das gemeinsame Eigentum, das Leben in gleichberechtigten Strukturen und den verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen, wollen wir eine lebendige Alternative aufzeigen. Ebenso gehört für uns der gruppenübergreifende Austausch von Vermögen im Sinne von Wissen, Fähigkeiten und Ressourcen dazu.

Wir wollen dadurch einen Raum schaffen, in welchem wir und andere politisch und sozial aktiv werden können.

Ökologie
Wir versuchen, im Einklang mit der Natur zu leben und verstehen uns als Teil der Natur. Wir streben eine Ressourcen schonende Lebensweise an.
Unser ökologischer Anspruch äußert sich z.B. in:
Ø Selbstversorgung & Nutzung regionaler Produkte aus ökologischem Anbau und ökologischer Fertigung haben Vorrang.
Ø Eigene Energieversorgung soweit wie möglich, und bewusster Umgang mit Energieverbrauch und dessen Reduzierung (incl. Verkehr & Transport).
Ø Ökologisch & gesund Sanieren/Bauen.
Wir sind uns bewußt, dass eine ökologische Lebensweise immer nur eine Annäherung an ein Ideal sein kann. Daher wollen wir von den Erfahrungen anderer lernen und unsere Erfahrungen an andere weitergeben. Wir vertrauen darauf, dass mit wachsender Erkenntnis über die ökologischen Zusammenhänge unser verantwortungsvoller Umgang mit der Erde wächst.