Hi Nikolay,
Du schriebst im Blog:
Für OSEG das bedeutet, dass wir die Gründung des OSEG Vereins verschieben – bis wir eigenen Verein wirklich brauchen – wir wollen unsere wertvolle Zeit nicht mit Bürokratie vergeuden.
So sehr ich die freundliche Hilfestellung von Planraum e.V. auch zu schätzen weiss, aber sag mal, hälst Du das wirklich für konstruktiv ?
Was bringt Dich dazu, ohne große Not bisher geleistete Arbeit (vor allem auch Deine eigene) und Gedankenschmalz einfach wegschmeissen zu wollen ?
Seit min. einem halben Jahr wird hin und her debattiert über den Verein, alle Details erwogen, Erfahrungen von Erfahrenen hinzugezogen, über Details Konsensfindung betrieben und wasweissichnochalles und Du beschliesst mal eben so für Dich das wir das alles (erstmal) nicht mehr brauchen ?
Hast Du Dir mal überlegt, wie sich so ein Hin- und Her-Gezickel möglicherweise auf die Motivation der Beteiligten auswirken könnte ? Wegen ein paar von Dir angenommenen Bürokratischen Hürden ?
Ich glaube zu verstehen, was Dich bewegt. Das sind m.E. vor allem zwei Sachen: 1. Schnell ein rechtlich einwandfreies Konto zu beschaffen für die Windturbinen-Kampagne und 2. Leuten wie Thomas gerecht zu werden, der unbedingt auf dem Zweck-Konstrukt-für-Spenden-einsacken names Verein seine Träume von einer echten Demokratie verwirklichen will (Sorry, Thomas, ich finde Deine Ideen grundsätzlich durchaus symphatisch, aber irgendwie blockierst du dadurch auch seit Monaten die Vereinsgründung und richtest damit in meinen Augen mehr Schaden als Nutzen an). Jaja, bei den Piraten funktioniert das doch schliesslich auch. Aber die Piraten sind auch ein paar tausend Leutchen mehr als wir und haben damit die Men-Power, sich mit den dadurch entstehenden bürokratischen Hürden auseinanderzusetzen.
Hier mal ein paar Fakten:
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In diesem Board „Verein, Organisation, Koordination, Networking (‚ORGA‘)“, welches sich hauptsächlich mit der Vereinsgründung befasst, sind bislang 206 Beiträge gepostet worden und 1902 mal wurden diese gelesen. Das alles (und das meinte ich mit Hirnschmalz) fegst Du mal eben mit einem Satz beiseite.
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Seit diese Debatte läuft (und das tut sie schon seit der Google-Mailinglist-Zeit) geht es hauptsächlich darum, wie die Vereinssatzung zu beschaffen sein hat. Dazu haben Dir gefühlte 25 Leute (die oft schon eigene Erfahrungen mit Vereinsgründungen hatten) ihre Tips gegeben, sich dabei auch ernsthaft um wichtige Detailfragen bemüht und alle - durch die Bank weg - haben Dir und uns empfohlen, das Ganze als Zweck-Konstrukt zu betrachten, unabhängig davon , wie wir intern unsere demokratischen Strukturen organisieren bzw. das das darauf gar keinen Einfluss zu haben braucht. Bis auf einen, der unbedingt eine rund-um-die-Uhr-Mitglieder-Vollversammlung im Internet realisieren möchte, was ich persönlich etwas gewagt finde, angesichts der Tatsache, das wir es noch nicht mal schaffen, auch nur fünf Mitglieder zu bewegen, an regelmäßigen Mumble-Talks teilzunehmen (wovon ich mich selbst nicht ausnehme). In Folge davon weiss keiner so richtig wie legal und entsprechend angreifbar das Ganze ist. Ja, man könnte es vielleicht mit Hängen und Würgen so machen und es entsteht ein gewaltiger Bürokratie-Wust, wegen der damit verbundenen Rechts-Unsicherheit. Bei Dir entsteht dadurch das (verständliche) Bedürfniss, einen Rechtsanwalt hinzuziehen zu wollen, der das ganze in rechtlich trockene Tücher bringt (m.E. ist das eher Wunschdenken, ich bezweifele, das da irgendein Anwalt seine Hand für ins Feuer legen würde, die bewegen sich erfahrungsgemäß nämlich lieber auf der sicheren Seite). jedenfalls kann ich gut verstehen, dass Dir diese Ganze damit verbundene Bürokratie zuviel ist und zu unsicher.
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Um in Deutschland einen Verein zu gründen brauchst Du einfach nur eine Handvoll Gründungsmitglieder, ich glaub 7 oder so, eine konstituierende Versammlung bzw. deren notariell beglaubigte Unterschriften unter das Protokoll und damit etwas Kohle für den Notar, ich glaube so ca. 70,- EUR pro Nase, wenn die alle in verschiedenen Städten wohnen, sowie eine Satzung, plus ein paar Gebühren für die Registereintragung beim Amtsgericht. Nimm eine „normale“ Satzung dafür und Du hast kein Stress bei der Eintragung.
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Die aus meiner Sicht einzige wirkliche Hürde ist die Anerkennung der Gemeinnützigkeit. Dies ist ein Vabanque-Spiel, weil es im Ermessen des jeweiligen lokalen Finanzamtes liegt, ob es anerkannt wird oder nicht. Aber auch dazu gab es schon reichlich Tips und Hinweise, notfalls könnte man das auch noch etwas verfeinern, aber stattdessen konzentrieren wir uns ja lieber darauf, herauszufinden, wie man ein völlig Neues und den Behörden mit Sicherheit suspektes Konstrukt wie die Rund-um-die-Uhr-Vollversammlung-via-Internet irgendwie um drei Ecken rum in die bestehenden Reglementierungsgepflogenheiten noch mit hineinbasteln könnte - das ist ja auch extrem wichtig, weil sonst irgendwelche bösen Mächte unsern Verein von innen heraus übernehmen könnten (sorry für die Ironie, aber wenn wir weiter so rumeiern wird kaum jemals irgendeine böse Macht eine ernsthafte Gefahr in uns sehen). Meine Meinung dazu ist: Lasst es uns so machen, das wir unser Möglichstes tun, um die Gemeinnützigkeit zu erlangen, aber wenn sich das Fianzamt partout querstellt und uns Knüppel zwischen die Beine werfen will - ja verdammt nochmal, dann Sch**** was drauf. Glaubt ihr im Ernst, das jemand, der für uns was spenden will dieses davon abhängig macht, ob er davon 20% von der Steuer absetzen kann ? Das sind entweder ganz kleine Leute, so wie ich, und ich brauche die Spendenquittung nicht, oder irgendwelche Firmen, die sich sonstwas davon versprechen, aber wenn sie das tun, dann spielen die 20% auch keine entscheidende Rolle und wenn doch, dann können sie ja entsprechend weniger spenden.
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Glaubst Du im Ernst, Du kannst eine Kampagne fahren und Leute dazu animieren, bis zu 15000,- EUR oder mehr zu spenden, wenn Du nichtmal ein eigenes Spendenkonto vorweisen kannst sondern sozusagen auf die freundliche Unterstützung eines befreundeten Vereins angewiesen bist ? Würdest Du größere Beträge spenden bzw. einer Gruppe zutrauen entsprechende Projekte zu verwirklichen, die noch nichtmal imstande ist sich selbst soweit zu konstituieren, dass sie ein eigenes Spendenkonto vorweisen kann ?
Nikolay, bitte versteh mich nicht falsch. Trotz dieser scheinbar harschen Kritik, die ich nicht als Meckerei sondern als konstruktiv verstanden wissen möchte, weiss ich Deine Arbeit sehr zu schätzen. Aber ich frage mich schon seit einer Weile, woran das mit dem Verein noch hakt, obwohl vorher schon soviel darüber debatttiert wurde. Wir hatten doch sogar schon abgestimmt, ab wieviel Prozent Mitglieder einen Entscheidungsfindung gültig sei. Und dann kam auf einmal nichts mehr und jetzt ist plötzlich alles ganz anders ?
Gruss, Oliver