Baukastensystem bei OSE-US

Hi,

Da ich nur sehr selten bei OSE-US vorbeischaue, weiss ich nicht genau obs das immer schon dort gab und ich es nur nicht gesehen hatte, oder ob das jetzt neu ist, jedenfalls habe ich das Gefühl, dass die sich dort auch auf die Vorzüge eines Baukastensystems besonnen haben (oder eben das schon immer so vorhatten).

Hier ein paar willkürlich zusammengesuchte Beispiel-Links:

http://opensourceecology.org/wiki/Precision_Machining_Construction_Set

http://opensourceecology.org/wiki/LifeTrac_Construction_Set
In diesem Link ist oben, unter „Technology Concept“ auch tatsächlich von einem „Universal Construction Set“ die Rede :wink:

http://opensourceecology.org/wiki/Cory_Shenk's_Log



Und ein paar Bilder:




Also, wie gesagt, vielleicht gabs das schon immer da, aber wenn ich vorher dort schon mal Bauteile mit Lochreihen gesehen hätte, dann wäre es mir vermutlich aufgefallen. Und da die etwas unter Zeidruck stehen und jetzt so Sachen wie „Design-Sprints“ (6 Maschinen in 60 Tagen) veranstalten, würde es ja Sinn machen, wenn man sich neuerdings auf ein Baukastensystem besonnen hätte.

Irgendwo wird auch auf ein Sketchup-Tutorial verlinkt, mit dessen Hilfe man bereits nach einer Stunde imstande sein soll, bei so einem Design-Sprint mitzuarbeiten. Klar, Lego kann halt jeder sofort. Marcin ist ein Fuchs und hat wahrscheinlich erkannt, das er damit recht schnell zu einer großen Menge an Designs-Vorschlägen kommen kann. Auch wenn das prinzipiell richtig ist halte ich eine solch direkte, um nicht zu sagen dreiste Ausnutzung dieses an sich positiven Effektes für eine Art Massenproduktion von Entwürfen nicht für gut, im Sinne der Qualität. Aber das ist vielleicht auch eine Mentalitätsfrage.

Übrigens kann ich jetzt schon einen Kritikpunkt äussern, der mir daran missfällt: Man hat sich hier wohl hauptsächlich auf ein Bauteil eingeschossen, nämlich gelochte 4"-Quadratrohre. Ähnlich wie beim Contraptor-Projekt, wo alles mit den gelochten Aluwinkeln gemacht wird.

Für mich ist klar, das man mit einer gewissen Vielfalt an standardisierten Bauteilen spezifischen Ansprüchen viel besser und individueller gerecht werden kann. Aber da werden die bestimmt auch noch hinterkommen :wink:

Gruss, Oliver

Hi Oliver,

‚Lego kann jeder sofort‘

Ich würd jetzt mal sagen, diese Aussage, von Marcin nicht von Dir, ist eine bodenlose Frechheit, die jedem Maschinenbauingenieur nicht nur die Zornesröte im Gesicht aufkommen lässt, sondern einfach nur noch nackte Wut. Gegen einen extrem arroganten, extrem erfolglosen Physiker.
Der nach 6 Jahren noch immer keinen brauchbaren Traktor gebaut hat :laughing:

Marcin ist der hauptsächliche Teil des Problems, nicht der Lösung

Glaubt er wirklich, dass Menschen ohne eine grosses Mass an Knowhow mit so einem Baukasten etwas Brauchbares zustande bringen? Ohne Kenntnisse über Statik, Festigkeitslehre, Tribologie? Das ist für mich endgültig der Untergang von OSE.
Schade, das Konzept hätte für mich sehr vielversprechend ausgesehen. Ich hab eine Realisierung mal für möglich gehalten. Mit M. halte ich sie jetzt für unmöglich.

Marcin war eine Gallisionsfigur für PR für die OsHW-Bewegung; für ihre Realiserung ist er absolut nicht hilfreich.

Mike

grins er ist verkaufens-mässig wie Borg und ingenieurs-mässig wie Ferengi :wink:

Also das Baukastenprinzip sehe ich als eine durchaus große Chance um Konstruktionen zu vereinfachen.

Natürlich muss man bei all diesen Baukästen auch die Statik mit im Blick haben und sicherlich wird man nicht mal so einfach ein Auto a la Lego bauen können, welches die notwendigen Standards erfüllt.

Den Pessimismus von Bastelmike kann ich jedoch nicht teilen und in seiner Emotionalität sehe ich zu wenig Vision und viel Festhalten an bewährter Ingenieurskunst.
Open-Source hat meiner Meinung nach gerade deshalb eine Zukunft, weil man nun die Chance erhält, viele Dinge nach dem Baukastenprinzip entwickeln und herstellen zu können.
Gerade diese hohe Zahl an speziellen Teilen und Konstruktionen erschwert im Grunde die Weiterentwicklung und Herstellung, was ich z.B. bei meinem Vater sehe, welcher als Zerspaner arbeitet und mittlerweile viele hunderte verschiedene Spezialwerkzeuge und Bohrer, was dazu führt, dass die Kosten für Werkzeuge enorm hoch sind, die Einrichtungszeit der Maschine bei kleinen Serien mittlerweile die Herstellungszeiten übertreffen und immer mehr Erfahrung notwendig ist um mit all diesen Werkzeugen umgehen zu können.
Da muss man sich irgendwann schon mal die Frage stellen, inwieweit die konstruktiven Vorteile wirklich größer als die Nachteile bei der Herstellung und Konstruktion sind.

Naja und ein Baukasten besteht ja nicht nur aus „Lego“, u.a. können durchaus auch einige wenige für den Fahrzeugbau spezielle Teile als ergänzender Satz angeboten werden.

Ich sehe in einem Baukasten jedoch nicht nur Fahrzeuge, sondern selbst auch einfache Gegenstände wie einen Handtuchhalter/ständer, denn wenn ich mir die Handtuchhalter/ständer anschaue, so muss man schon 150€ bezahlen, wenn das Ding langlebig und funktional sein soll.
Wenn ich mir sowas mit Lego bauen könnte, so würde ich vermutlich zwar auch meine 100€ bezahlen, nur das Ding hält dann wie Ast.
Und wenn ich das Ding vergrößern will, brauch ich nur ein paar Teile zur Erweiterung kaufen oder tausche das kleinere Teil in einem Shop gegen ein größeres Teil.
Ja ich könnte mir sogar vorstellen, dass solche „Legoteile“ eine Art Tauschwährung sein können und man einen sehr viel höheren Werterhalt seiner Gerätschaften hat. Betrachtet man z.B. die originalen Lego-Teile, so kann man dort mittlerweile schon einen solchen Werterhalteffekt erkennen, was sogar in den letzten Jahren dazu geführt hat, dass Lego teils zu Investorenkapital mutiert ist, d.h. Leute Geld in Lego anlegen um es zu sichern oder sich gar einer Rendite zu erfreuen.

TF

Also, ich würde da begrifflich ein bischen differenzieren zwischen A. Konstruktion und B. Fertigung.

Die Einfachheit oder Komplexität der Konstruktion sollte sich an der Anwendung orientieren bzw. angemessen sein. Wenn überdies noch soweit wie möglich modulare Bauteile aus dem Baukasten verwendet werden, dann hat das klare Vorteile bei der Fertigung.

Einen gewissen Vorteil bietet der Baukasten auch bei der Konstruktion, indem sich Prototyping schneller und einfacher durchführen lässt.

Das sollte aber tunlichst nicht dazu missbraucht werden Dinge ohne Hand und Fuss ins Blaue hineinzukonstrieren mit dem Gedanken im Hinterkopf, das das vereinfachte Prototyping schon ermöglihen werde die Fehler wieder auszubügeln. Das mag zwar theoretisch möglich sein, aber durch die erhöhte Anzahl an Konstruktionsfehlern wird der Mehraufwand so dermaßen hoch, das der anfängliche Vorteil um ein vielfaches wieder aufgefressen wird.

Open-Source hat meiner Meinung nach gerade deshalb eine Zukunft, weil man nun die Chance erhält, viele Dinge nach dem Baukastenprinzip entwickeln und herstellen zu können.

Ähm … OpenSource bedeutet nicht per se Baukastenprinzip.

OpenSource bietet hauptsächlich vier Vorteile:

  1. Aufgrund einer (möglichst) großen Entwicklergemeinde eine sehr breitbandige Basis an aufsummiertem und teils sogar auch interdisziplinärem Knowhow.

  2. Leute, die Knowhow beisteuern können damit anderen, die zwar kein Knowhow haben, aber sozusagen „ungelernte“ Menpower beisteuern können, auf den richten Weg führen und helfen somit dieses ansonsten ungenutzt vergeudete Potential zu erschliessen.

  3. Eine ausserordentlich große Anzahl an (hochmotivierten, da sie die Sache ja gerne für sich selbst nutzen wollen) Beta-Testern.

  4. Einen evolutionären Prozess an Weiterentwicklung. Es können Parallelentwicklungen oder Abzweigungen in die ein oder andere Richtung entstehen wobei die Ursache dafür ausschliesslich zweckgerichtet ist und nicht etwa nach konzerninternen und marktpolitischen Gesichtspunkten erfolgt.

Ja ich könnte mir sogar vorstellen, dass solche „Legoteile“ eine Art Tauschwährung sein können und man einen sehr viel höheren Werterhalt seiner Gerätschaften hat. Betrachtet man z.B. die originalen Lego-Teile, so kann man dort mittlerweile schon einen solchen Werterhalteffekt erkennen, was sogar in den letzten Jahren dazu geführt hat, dass Lego teils zu Investorenkapital mutiert ist, d.h. Leute Geld in Lego anlegen um es zu sichern oder sich gar einer Rendite zu erfreuen.

Klingt prinzipiell gut, wobei aber das Beispiel etwas hinkt: Wenn in Lego investiert wird, dann m.E. wegen seiner Eigenschaft als Sammlerobjekt, man könnte ebensogut in Kunst, also z.B. Ölgemälde investieren und es setzt spezifisches Fachwissen und genaue Kenntniss dieses speziellen Marktes voraus.

Ungeachtet dessen würde ich Dir aber bezüglich der Werthaltigkeit der Baukastensystem-Teile zustimmen, die sich daraus ergibt, dass die Teile schlichtweg auch wiederverwendet werden können (Stichwort: geplante Obsolenz) und ein aus Baukastenteilen erstelltes Openhardware-Gerät prinzipiell auch den Vorteil der beliebigen Veränderung und Erweiterbarkeit beinhaltet, d.h., durch die Möglichkeit der Anpassung an zukünftige Anforderungen kann damit auch die allgemeine Lebensdauer um ein Vielfaches verlängert werden.

Gruss, Olivert