Wo gibt es eine wirklich einfache und klare Einführung in Open Source/Open Design?

Hi Lars,

interessante Fragestellung, nicht zuletzt auch im Hinblick auf OpenSource-Economy.

Leider hab ich auch keinen passenden Link parat. Aber möglicherweise besteht die Schwierigkeit nicht einfach nur darin, etwas Allgemeines und Übersichtliches in kompakter Dosierung und auch noch auf deutsch zu finden, sondern es hat auch was mit dem Gegenstand seine zukünftigen Gewerbes (also Möbeldesign) zu tun und seiner speziellen Situation.

Die eigentliche Frage, die für ihn vermutlich am interessantesten wäre, lautet m.E.: „Was (oder wie) kann mir OpenSource in meinem neuen Business für (ökonomische) Vorteile bieten ?“

Das Problem besteht ein bischen darin, das gewisse typische OS-Vorteile, die in anderen (technologischen) Bereichen wie zB. Softwareentwicklung oder bei Entwicklung einer elektronischen Schaltung gegeben sind, hier zumindest auf den ersten Blick nicht so richtig anwendbar zu sein scheinen. Also sowas wie: Als Hersteller oder Entwickler kann ich beim Entwicklungsprozess ev. vom Input einer etwaigen Usercommunity profitieren, zB. durch Fehlersuche/Betatesting oder Fachwissen. Jemand anders kann die Funktionalität verbessern oder erweitern. Und davon profitiert natürlich auch das eigene Projekt.

Aber vielleicht kann man sowas auch auf diesen Fall anwenden … irgendwie :wink:

Also, was hätte er oder seine Kunden davon, das er seine Designs opensourced ?

Nun, er könnte zumindest schon mal damit werben, immerhin unterstützt er damit ja auch den OpenEconomy-Gedanken und wird sogar ein Teil davon. Irgendwie ist das schon was Gutes, so ein bischen wie „bio“ vielleicht :wink:


Ausserdem kann er selbst einfach auch als Nutzer von anderen offenen Designs profitieren, indem er damit sein Repertoire erweitert. Und u.U. kann er sogar durch einen etwaigen bereits gegebenen Bekanntheitsgrad solcher Designs seine eigene Reichweite erhöhen. Also, (mal angenommen das es stilistisch in sein Konzept passen würde), wenn er etwa auch als Teil seiner Kollektion einige von Van-Bos Hartz4-Möbel mit ins Programm nehmen würde.

Eine Platform die in dem Zusammenhang vielleicht ganz interessant sein könnte: OpenDesk [Opendesk - Open Making].

Wobei solche Designs schon eine recht funktionell orientierte Charakteristik aufweisen, z.B. leicht herzustellen oder kann CNC gefräst sein. Aber eine bestimmte Funktionalität ist etwas woran sich eine Usercommunity entwickeln und sinnvoll ins Spiel kommen könnte.

Falls es gelingt ein Projekt einer größeren Userschaft schmackhaft zu machen kann er, ausser seinen Möbeln selbst, vielleicht auch noch etwas drumrum verkaufen … Zubehör, Tools, Bausätze, etc. Siehe dazu zB. auch den letzten Abschnitt in folgendem Blogartikel von mir: http://makeable.de/blog/?p=478.


Und für den User könnte er als zusätzlichen Mehrwert (und damit Kaufgrund) noch die Möglichkeit der interaktiven Einbeziehung in den Designsprozess anbieten, also etwa indem er ermöglicht, dass ein offenes Design weiterentwickelt und damit vielleicht verbessert werden kann. Das dürfte besonders gut gehen mit allen Designs, die nicht einfach nur irgendwie schön anzuschauen sind, sondern die auch eine bestimmte Funktionalität aufweisen.

Aber was red ich … genaugenommen spricht ja nichts dagegen, auch die reine Ästhetik eines Designs noch weiterzuentwickeln … nur dürfte das schwerer zu erklären sein :wink:


Ein paar weitere Vorteile finden sich auch in den OSEG-Technologie-Werten, zumindest ein Teil davon könnte auch auf seinen Fall passen.
https://wiki.opensourceecology.de/Open_Source_Ecology_Germany/Werte


Ach und Stichwort „besonderes Holz“, also, ich weiss ja nicht was er da genau vorhat, aber besondere Hölzer haben auch oft besondere Eigenschaften die es in hohem Maße geeignet machen für besondere technologische Anwendungen mit besonderer Funktionaliät, simples Beispiel wäre Pockholz als Hobelsohle. Aber über ein auf solche speziellen Eigenschaften ausgerichtetes Projekt hätte man dann ev. wieder einen guten Aufhänger für einen aktiven Community-Prozess.

Wieauchimmer, unterm Strich kann man vielleicht folgendes festhalten: Indem er auf der einen Seite etwas für umsonst hergibt, nämlich die Designs, ermöglicht er sich auf anderen Ebenen neue ökonomische Vorteile zu erschliessen, insbesondere durch einen größeren Bekanntheitsgrad aber auch Optimierung seiner Designs durch eine Community bzw seine Kundschaft.


Ahja, und vielleicht auch mal schauen, ob er ausser Möbel noch irggendwelche technischen und funktionellen Sachen aus Holz machen könnte, meinetwegen als zusätzliches Standbein/Einkunftsquelle. Ich denke dabei an sowas wie [urkl]woodgears.ca[/url], wobei der Betreiber Mathias Wandel vordergründig betrachtet vielleicht nicht das beste Beispiel für OpenSource ist, weil er davon lebt die Baupläne und Anleitungen für seine Konstrukte zu verkaufen.

Aber, bei genauerer Betrachtung gilt das nur für einen Teil seiner Projekte, ein anderer, großer Teil ist zumindest für den Eigenbau frei verfügbar. Und damit, sowie ausführlichen Videos und Blogartikeln verschafft er sich insgesamt ein großes Publikum, liefert (selbst mit den Projekten wo er die Baupläne nur gegen bares verkauft) Anregungen für ganze Herscharen von DIY-Woodworkern und erreicht einen ausreichend hohen Sympathie-Level, das keiner ein Problem damit haben wird, ein bischen Geld für einen ganz bestimmten Bauplan zu bezahlen, zumal es sich da preislich eh um sehr geringe Beträge handelt und die Pläne auch wirklich sehr gut und sorgfätig ausgearbeitet sind (und ihr Gegenwert damit schon quasi automatisch sichtbar wird).

Auch wenn das Beispiel vielleicht etwas hinkt, ich wollte damit halt illustrieren, das er zwar auf der einen Seite etwas hergibt, aber auf der anderen Seite etwas bekommt, was ihm einen ökonomisch höheren Nutzen einbringt.


Naja, also bis hierhin meine 5 cents dazu.

Gruss, Oliver