CEB mal ganz praktisch?

Guten Morgen zusammen,

mir schwirrt gerade etwas der Kopf vom vielen Lesen und Gucken über die Ziegelpresse. Es scheint ja international eines der beliebtesten Themen im Bereich OSE zu sein - bei den vielen Videos die es da so gibt.

Was mich aber interessiert, ist die Frage nach der praktischen Anwendbarkeit der Ziegelpresse.

Konkret: Gibt es irgendwo einen in Deutschland umsetzbaren (oder bereits umgesetzten) und beschriebenen/dokumentierten Anwendungsfall für CEB?

Ich hab’ hier irgendwo gelesen, dass es da eine Gruppe geben soll, die plant, damit ganze Häuser zu bauen. Aber das würde ich dann eher als längerfristiges Ziel sehen. Jeder der schon mal ein Haus gebaut hat, bekommt eine Ahnung davon, mit wie vielen Vorschriften, Genehmigungsverfahren etc. man dabei konfrontiert wird. Und dabei möchte ich so überaus wichtige Vorschriften wie das Bauproduktegesetz oder die Baustoffverordnung und div. ISO/DIN-Normen etc. gar nicht erst vertiefen… Ich denke da braucht es zur konkreten Umsetzung noch einige Jahre und einen Haufen Kompetenz aus den verschiedensten Fachrichtungen (Maschinenbau, Architektur / Statik, Werkstoffkunde, Recht etc.).

Ich habe großes Interesse an einer „kleinen“ Lösung, die vielleicht noch nicht so professionell und effizient ist, dafür aber konkret einsetzbar. Als Anwendungsfall könnte ich mir die Errichtung sämtlicher Bauwerke vorstellen die nicht genehmigungspflichtig sind (z. B. Gartenlauben, Geräteschuppen) und Konstruktionen im Garten- und Landschaftsbau (z. B. Hochbeete, Einfassungen von Wegen/Beeten, Stützkonstruktionen, Begrenzungsmauern etc.). Durch die Beschreibung der konkreten Anwendungsmöglichkeiten ist dann quasi auch schon die Zielgruppe (z. B. Landschaftsgärtner, Gartenbauvereine etc.) einigermaßen klar definiert.

Ich glaube, dass es mit einem konkreten Konzept und klaren Anforderungen und konkret umsetzbaren Ergebnissen / Bauwerken nicht einfach, aber wesentlich einfacher ist, potentielle Partner zur Mitarbeit zu motivieren und ggf. auch Geld einzusammeln.

Bisher habe ich nichts in diese Richtung gehende im Netz gefunden. Wenn es da etwas gibt, wäre ich für Hinweise – wie für jeden Input/Hinweis zu diesem Thema - ernsthaft dankbar!

Viele Grüße

dermartin

Hi Martin,

bis jetzt ist noch nichts passiert mit CEB in Deutschland. Es wäre toll wenn jemand den Bedürfniss für das Projekt hat und dieses entwickelt. Am besten sollte man OSE Italy fragen: http://opensourceecology.it/

LG, Nikolay

Hi Nikolay,

Bedürfnis und Bedarf sind vorhanden. :slight_smile:

Ich würde mich gerne dieses Themas annehmen und versuchen daraus ein tragfähiges Projekt zu entwickeln.

Bin gerade dabei mich in die Thematik einzulesen und mal eine kleine Material-/Wissenssammlung zu erstellen. Dazu werde ich auch die italienischen Freunde ansprechen, die haben die Baupläne ja zumindest schon mal in metrisch und vielleicht noch den einen oder anderen praktischen Tip.

Vom Produktentwicklungszyklus her gesehen, befinde ich mich ja jetzt noch in der Planungsphase. Das heißt der erste wirklich wichtige Schritt wird eine Art „Lastenheft“ sein (ist in Vorbereitung), in dem die Anforderungen und auch die Zielkosten, Zielgruppen etc. definiert werden. Ich werde dies, sobald was sinnvoll nachvollziehbares da ist, hier oder im Wiki zur Diskussion stellen.

Für die (nächste) Phase der technischen Konzeptentwicklung werde ich Partner (Verbände, FH/Unis, Handwerksbetriebe, Enthusiasten) suchen müssen. Hier wäre es natürlich schön, man hätte so etwas wie einen Verein oder irgendeine andere Organisation im Hintergrund, die quasi als Schirmherr auch für eine gewisse Außendarstellung des Projekts sorgen könnte. Wie macht Ihr das bisher?

Viele Grüße

Martin

Hi Martin,

persönlich würde ich mich freuen mehr über das Bedürfnis zu erfahren und warum Du genau Dieses Projekt machen möchtest :slight_smile:

Oraganisatorisch, als OSEG, können wir soweit wir können helfen. Ein Verein für Spenden - entweder selber/gemeinsam finden, oder wir fragen die aktuellen Vereine, die mitmachen: http://wiki.opensourceecology.de/Vereine

Weitere Kontakte:
Christopher Fraser <chrisf@goop.org> - er hat schon eine kleinere CEB-Presse gebaut. Plannt weitere zu bauen.
Jacopo Amistani <jacopo.ose@gmail.com> - OSE Italy.

LG, Nikolay

Hi Martin,

ich weiss ja nicht warum Du Dich gerade speziell für die CEB-Presse interessierst, aber wenns schon um den Bau großer Maschinen zur Produktion von Häuserbaumaterial geht, dann möchte ich bei der Gelegenheit nochmal auf eine Idee hinweisen, die wir schon vor längerer Zeit mal hatten und die aber inzwischen wieder aus dem Fokus der Aufmerksamkeit verschwunden ist:

eine Maschine oder ein Gerät, mit dem es möglich wäre, z.B. organisches Material, wie Holz, Stroh oder Hanf, ev.auch Altpapier, fein aufzufasern, so dass man damit imstande wäre, sich aus billigen Grundmaterialien Dämmstoffe selbst herzustellen.

http://wiki.opensourceecology.de/Holzfasermaschine

  • Aus meiner Sicht hätte eine solche Maschine einen wesentlich höheren ökonomischen Impact für den Anwender (weil Dämm-Stoffe einfach sauteuer sind) und einen wesentlich höheren ökologischen Nutzen für die Umwelt (weil damit Unmengen an Heizenergie eingespart werden könnten).

  • Ausserdem lässt sich ein Dämmstoff wahrscheinlich leichter in Einklang mit deutschen Regeln und Bau- und Baustoff-Vorschriften bringen, als Bau-Steine, die bei Feuchtigkeit oder Nässe weich werden :wink: Um die Steine haltbar zu machen müsste man sie brennen, was wieder viel Energie erfordert und dann wäre man ja eh beim klassischen Ziegelstein.

  • Wer dennoch ein Haus damit bauen möchte: Es gibt bereits traditionelle Lehmbautechniken (Holzfachwerk mit Fächern mit Staken und Lehm-Stroh-Ausfüllung), die jederzeit angwendet werden können. Man ist also nicht zwingend auf eine CEB-Presse angewiesen und damit gebaute Häuser bedürfen zusätzlicher Dämmung.

  • Die CEB-Presse hat nur einen Nutzen für Leute, die ein neues Haus bauen wollen. Eine Dämmstoffmaschine kann aber auch genutzt werden, um bereits bestehende Häuser zu dämmen. Insbesondere im Rahmen der neuen Energieverordnung wird oft das Problem diskutiert, das bei den üblichen Dämmstoffpreisen sich bei den meisten Bestandsbauten eine energetische Sanierung erst nach 50 Jahren amortisieren würde und daher für die meisten Hausbesitzer schlichtweg nicht finanzierbar ist.


    OK, dies nur mal als Anregung.

Gruss, Oliver

Hallo Nikolay,

vielen Dank für die Infos!

Zu meinen persönlichen Bedürfnissen werde ich hier, auf einer offener Plattform, nicht viel schreiben. Aber vielleicht soviel in aller Kürze: :slight_smile:

Ich hatte mir eigentlich – in jungen Jahren – mal fest vorgenommen in die Entwicklungshilfe zu gehen. Das hat sich leider irgendwie nie so richtig ergeben, vielleicht habe ich es aber auch nicht ernsthaft genug versucht. Irgendwann steckt man dann in so vielen sogenannten „Sachzwängen“ (Familie, eigenes Haus, eigene Firma etc.) - die einen teils wirklich binden und zwingen, zum anderen Teil aber auch nur zwingend scheinen oder sogar von einem selbst geschaffen wurden - die eine einfache Entscheidung à la Kerkeling („Ich bin dann mal weg“) nicht mehr ganz so einfach erscheinen lässt. Den Wunsch mich in der Entwicklungshilfe zu engagieren habe ich eigentlich nie aufgegeben.

Ich bin nun seit einigen Jahren dabei, die vorhandenen „Sachzwänge“ nach und nach abzubauen (und empfinde das als einen Zuwachs an Lebensqualität). So wäre zwar jetzt ein Wechsel in die Entwicklungshilfe möglich - Gesundheit und ein oder zwei andere persönliche Gründe lassen diese Möglichkeit aber nicht wirklich realistisch erscheinen.

Und da kommt für mich OSE ins Spiel. Ich kann hier ganz praktische Entwicklungshilfe leisten, nicht nur für die 3. Welt und Schwellenländer, sondern auch für die Entwicklung einer nachhaltigen Wirtschaftsstruktur in der sogenannten 1. Welt. Und das direkt und von hier aus.

Die Auswahl von CEBPress ist mehr oder minder nicht gezielt. Mir gefällt an einer CEB Presse dass dieses Gerät der direkten und unmittelbaren Befriedigung menschlicher Existenzbedürfnisse dienen kann und es schlicht jedem Menschen möglich sein sollte über eigenen Wohnraum zu verfügen. Eigentlich ist es ein Skandal, der die westliche Entwicklungshilfe wieder einmal in ein sehr merkwürdiges Licht rückt, daß zwar das Wissen um die Technologie (Erdziegel) vorhanden und z. T. auch sehr gut beschrieben ist (z. B. Literatur der Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, UNCHS etc.), die technischen Voraussetzungen (Maschinen) jedoch nicht frei verfügbar sind.

Hier möchte ich einen Beitrag leisten, etwas zu ändern. Wie viel Zeit und Energie ich in dieses Thema stecken werde, kann ich noch nicht genau absehen und hängt auch von Faktoren ab über die ich nicht völlig frei entscheiden kann. Mir wäre es aber wichtig hier mal einen Stein ins Rollen zu bringen. Mal sehen wie weit ich komme…

Viele Grüße

Martin

Hallo Oliver,

nun ja, wie ich zum Thema CEB gekommen bin, habe ich ja schon im letzten Posting beschrieben.

Deine Argumente, Oliver, für die Holzfasermaschine finde ich alle richtig. Ich werde mir das mal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen und möchte, bevor ich mich dafür oder dagegen entscheide, erst noch einiges nachlesen…

Zu der Frage bzgl. der Durchnässung der Erdziegel habe ich verschiedene Informationen vorliegen. Mitunter ist dies wohl auch vom Druck bei der Pressung bzw. der Dichte der Erdziegel abhängig. Auch ist es möglich Bindemittel (z. B. Zement, Leim) beizumischen etc.

Sofern die Erdziegel-Presse ein sinnvoll einsetzbares Produkt werden soll, müssen aus meiner Sicht auch die Erdziegel zu einem Produkt entsprechend der deutschen/europäischen Baustoffnormen entwickelt werden. Hier ist noch einiges an echter Entwicklungsarbeit zu leisten. Dieser Punkt ist mindestens genauso wichtig wie die Konstruktion/Verbesserung der Ziegelpresse.

Das schöne an der Ziegelpresse ist, dass OSE Gruppen in den USA, Italien, Polen u.a. die Machbarkeit bereits mit Ihren Geräten bereits bewiesen haben (sozusagen als ‚Proof of concept‘). Auch zur Verwendung von Erdziegeln gibt es bereits Erfahrungen und Ergebnisse (die ich gerade erst lese…). D. h. Ich fange hier nicht bei Null an, sondern kann schon auf eine Menge Erfahrung zurückgreifen.

Wie ich gelegentlich schon erwähnte, bin ich nicht der große Tüftler, Bastler oder Maschinenbauer (Hammer und Schraubenzieher sind für mich Werkzeuge, welche bei mir oft überraschend schnell zu schmerzhaften Ergebnissen führen…). Hier kann ich also wenig sinnvolles beisteuern. Ich bin aber ein ganz brauchbarer Konzeptionierer und Projektmanager. Und meine Möglichkeiten sehe ich vor allem darin, Projekte zu initiieren, projektieren, Ressourcen zu beschaffen und den Projekten den nötigen Startschwung zu verleihen und sie auf ihrem Weg zu begleiten (das habe ich auch 15 Jahre beruflich gemacht).

Und da schien es mir zunächst naheliegend auf etwas schon bestehendem (POC) aufzubauen und dieses weiter zu entwickeln. Dennoch, Deine Argumente haben was für sich und am Liebsten würde ich beide Themen angehen, was ich aber für eine ganz schlechte Idee halte.

Vielleicht liegt der sinnvolle Kompromiss darin, dass ich zuerst mal die Potentiale der Erdziegel für eine DIN/ISO-normgerechte (Baustoffverordnung etc.) Verwendung auslote und mich dann entscheide welches der beiden Themen ich favorisiere.

Viele Grüße

Martin

Schön! Wenn wir irgendwie helfen können, sag uns einfach Bescheid! :slight_smile:

LG, NIkolay