Verwendung von Alt-(Schrott-)teilen

Hallo OSEG,

nebenbei, ich hab vorhin im Wiki etwas zum Projekt Minitraktor gepostet.

Auf der Projektseite wurde dort unter Kosten auch die Verwendung von Teilen vom Schrottplatz angesprochen.
Ich bin nicht grundsätzlich und absolut dagegen, und habe bei eigenen DIY-Projekten das auch schon öfters gemacht. Im OSE-Zusammenhang sehe ich da allerdings zwei mögliche Problemfelder.

Das Erste ist die Replikation, der Nachbau von OSE-Designs durch andere. Die Verfügbarkeit von Schrotteilen ist oft nur regional gegeben. Wenn in einem Land kaum VW gefahren wird, dann gibts dort auf den Schrottplätzen auch keine Golf-Motoren. Und die Verfügbarkeit von solchen Teilen ist auch zeitlich begrenzt: Wenns heute auf jedem Schrottplatz Golf3 Motoren gibt, in 5-6 Jahren sieht das schon etwas anders aus. Wenn dann Motoren aus dem Golf4 oder Golf5 nicht passen, gibts schon ein erhebliches Problem mit dem open source Nachbau. Im schlimmsten Fall ist das ganze Design einer Maschine dann hinfällig.
Ähnliche Probleme gabs bei FeF schon reihenweise mit ihren Teilen aus billigen Surplus-Quellen. Da war auf einmal das Teil nicht mehr nachzubekommen; oder verändert oder auf einmal doppelt so teuer. Manchmal hat sich auch nachträglich herausgestellt, dass die Spezifikationen der gekauften Teile gar nicht gestimmt haben…
Ich hab nichts gegen Dinge wie Rohmaterial vom Schrott - da ist die Beschaffbarkeit ja in der Regel gesichert, weils das gleiche Material auch beim Stahlhändler gibt.

Ein weiteres Problem gibt es, wenn OSE Communities oder auch Einzelpersonen open source Maschinen herstellen zum Verkauf. Da dürften erhebliche Probleme bezüglich Garantie und Haftung auftreten. Ich bin kein Anwalt, aber kann mir schon vorstellen, wie schlecht das vor Gericht wirkt, wenn man jemand eine „neue“ Maschine vekauft hat mit Teilen vom Schrott.
In Bezug auf diesen Aspekt ist sogar die Verwendung von altem Eisen vom Schrottplatz nicht unproblematisch. Wenn man ein Winkeleisen vom Schrottplatz einbaut und genau das bricht und es gibt erheblichen Sach- oder gar Personenschaden, dann ist die Sache vor Gericht schon gegen einen gelaufen bevor die Gerichtsverhandlung begonnen hat.

Wie seht Ihr dieses Thema denn?

Mike

Hi Mike,

ich sehe das ähnlich wie Du, vor allem die Sache mit der Verfügbarkeit. Ich denke im End- oder fortgeschrittenen Stadium eines Projektes sollte bei jedem benötigten Bauteil in der Bill-of-Materials auch mindestens eine Bezugsquelle genannt werden, gerne auch mehr.

Solange es aber um die frühen Entwicklungsstadien geht, bis hin zu den ersten Prototypen mag es aus pragmatischen Gründen aber auch noch ok und vor allem kostengünstiger sein Schrott-Teile zu verwenden. Vielleicht kann man dann ja eine Art beschreibender Klassifikation angeben, also es könnte z.B. jeder Elektromotor passend sein, 3KW Leistung hat bei 200 u/min und einen Wellendurchmesser von 16mm und von den äußeren Abmessungen und der Befestigung her ins Gehäuse passt.

Als eine Klasse für sich sehe ich Altmaterialien die regelmässig irgendwo anfallen, von daher immer und überall verfügbar sind, und entsprechende gravierende Kostenvorteile mit sich bringen könnten. Indem Fall würde ich eine Verwendung und eventuelle Zweckentfremdung für ein Projekt eher als Recycling ansehen und insgesamt als etwas erstrebenswertes. Ein einfaches Beispiel dafür wäre vielleicht die Verwendung von Altpapier für, wasweissich, Isoliermaterial vielleicht oder als Bestandteil einer Zementmischunge oder sowas.

Das könnte für mich sogar so weit gehen, das man die Konstruktion mitunter sogar vielleicht etwas anders oder auch aufwendiger gestaltet, um solches Material einsetzen zu können. Oder gar von vornherein darauf ausrichtet.

Ein Beispiel für letzteres: Ich hab vor einiger Zeit verstärkt darüber nachgedacht, wie man mittels Verwendung von Europaletten kostengünstig kleine Häuser, die aber qualitativ modernen Standards etsprechen, fürs FEF-Dorf bauen könnte, für sagen wir mal unter 2000,- EUR pro Stück mit 30 bis 40 qm Wohnfläche. (Keine Ahnung ob das wirklich geht, bin da noch nicht mit fertig :wink:).

Wieauchimmer, ich denke der gemeinsame Nenner zwischen uns ist hier das Kriterium der Verfügbarkeit.

Gruss, Oliver